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Grüne Wohlfühloase zwischen Zuckerbäckerbauten

Moskau-Flair und Neoklassizismus – die „erste sozialistische Straße auf deutschem Boden“ verläuft zwischen dem Strausberger Platz und dem Frankfurter Tor und gilt als Europas längstes Baudenkmal: Wer in der ehemaligen Stalinallee (jetzt Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee) wohnt, wohnt – gewollt oder ungewollt – historisch. Sowjetischer Zuckerbäckerstil gepaart mit preußisch-deutschen Elementen kennzeichnen dieses riesige Bauprojekt der DDR.

Gründach mit Aussicht

An Bienenweiden und partizipative Gemüsesaat denkt man hier erst mal nicht. Erst mal! Denn dass in Berlin doch einiges geht, wenn man nur will, hat eine engagierte Wohnungseigentümergemeinschaft in ihrem denkmalgeschützten Mehrfamilienhaus in der Frankfurter Allee bewiesen und mithilfe der GründachPLUS-Förderung eine Dachbegrünung kreiert, die ihresgleichen sucht: Neben einer „Essbaren Gemeinschaftsterrasse“ wurden Bienenweiden, Kräuterflur und ein Steinrosenflur geschaffen. Alles steht unter dem Motto der Partizipation: Jede:r kann und soll teilhaben und mitgestalten, schon die Kleinsten, die Pflanzenpflege und -beobachtung in einem eigenen kleinen Beet betreiben können. 

Christina, die als Hausbewohnerin maßgeblich an der Planung der Terrasse beteiligt war, hat uns einige Fragen zum Projekt beantwortet. Im Interview können Sie nachlesen, welche Vorteile die Dachbegrünung für die gesamte Hausgemeinschaft hat und wie selbst anfängliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung dem Dachgarten ein ganz besonders charmantes Flair verliehen haben.

An welcher Immobilie wurde die Dachbegrünung vorgenommen?

An einem Mehrfamilienhaus auf der Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee.

Warum haben Sie sich für ein Gründach entschieden?

Die Eigentümergemeinschaft hatte den Plan, im Zuge einer nötigen Dachsanierung das historische Gemeinschaftsdach für die 36 Wohnparteien wieder zugänglich zu machen. Eine Dachbegrünung war eine Aufwertung auf vielen Ebenen: Die große Fläche schafft durch Begrünung eine Oase und „grüne Lunge“ für die Bewohner:innen, da es im unmittelbaren Umfeld des Hauses nur kleinere Grünflächen gibt und nahezu keine Wohnung über einen eigenen Balkon verfügt. Zudem hat uns der ökologische Mehrwert eines Gründachs überzeugt: verbesserte Lufthygiene, verringerte Lärmbelastung, wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Beitrag zur Regenwasserbewirtschaftung. Wichtig war uns außerdem, dass der Dachgarten einen hohen sozialen und partizipativen Mehrwert bietet und ein gemeinsamer Gestaltungsraum geschaffen wird. So gibt es beispielsweise für die Kinder im Haus ein kleines, eigenes Beet, das von ihnen gepflegt wird und die Kinder können so die Entwicklung von Pflanzen von Aussaat bis Ernte beobachten. Die intensive Begrünung (Hochbeete) steht unter dem Motto „Essbare Gemeinschaftsterrasse“. Es wurden überwiegend Kräuter, Duft- und Teepflanzen, Zwergobstbäume, Gemüse und Beeren gepflanzt. Dies schafft ein Erlebnis für alle Sinne für die Bewohner:innen. Die extensive Begrünung ist eine Mischung aus Bienenweide, Kräuterflur und Steinrosenflur.


Wie viele Quadratmeter wurden begrünt und welche Art der Begrünung wurde umgesetzt (intensive/extensive Begrünung)?

Die Vegetationsfläche beträgt 285 qm, davon ca. 20 qm intensiv.  

Ist das Dach zu betreten?

Ja, als Gemeinschaftsterrasse für alle Hausbewohner:innen, wie oben beschrieben. Zudem haben wir nicht-begehbare Treppenhausaufbauten begrünt.

In welchem Zeitraum wurde umgesetzt? Wie war der grobe zeitliche Ablauf beim Projekt (Start bis Umsetzung)?

Die Idee hatten wir im Sommer 2019, die Planung fand ab Anfang 2020 statt. Den Förderbescheid erhielten wir im Mai 2020. Anschließend erfolgte zunächst die Umsetzung der Dachsanierung, die finale Begrünung schließlich im Frühling 2021.

Was gab es zu beachten? Gab es (unvorhersehbare) Schwierigkeiten bei der Umsetzung?

Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, mussten Art und Umfang der Begrünung mit dem Dankmalamt abgestimmt werden. Nach Prüfung der Statik stellte sich heraus, dass die Hochbeete nur auf darunter liegende tragende Wände positioniert werden können. Was zunächst wie eine Einschränkung erschien, verleiht der Terrasse nun einen besonderen gestalterischen Charme.

Wie sind Sie auf das Förderprogramm aufmerksam geworden?

Durch einen Artikel auf der Website „Mit Vergnügen“ zum Förderprogramm GründachPLUS (damals „1000 grüne Dächer“).

Haben Sie erst das Förderprogramm entdeckt und daraufhin ein Gründach geplant oder erst während der Gründach-Planung die Förderung gefunden?

Das Gründach wurde aufgrund des Förderprogramms geplant. Ohne die Fördervorgaben und die daraus entstandene Inspiration hätten wir die Begrünung sicherlich nicht so großflächig geplant.

Wie bewerten Sie den Beitrag, den die Gründach-Förderung leistet?

Die Förderung ist für uns als Hausgemeinschaft ein Mehrwert auf allen Ebenen.

Welche Vorteile hat für Sie das Gründach?

•    Steigerung der Biodiversität
•    Beitrag zur Regenwasserbewirtschaftung
•    Verbesserung des Mikroklimas
•    Optimierung der Gebäudeeffizienz
•    Umweltbildung und Partizipation
•    Sozialer Zusammenhalt und Erholung

Möchten Sie die Förderung GründachPLUS beantragen? Hier geht es zu den Fördervoraussetzungen.

 

Bildnachweis: privat

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